Norwegen • 22. August 2021 • 118 Minuten
Vier Kinder freunden sich in den Sommerferien an und entdecken abseits der Erwachsenen, dass sie verborgene Kräfte haben. Während sie ihre neu entdeckten Fähigkeiten in den nahe gelegenen Wäldern und Spielplätzen erforschen, nimmt ihr unschuldiges Spiel eine dunkle Wendung und seltsame Dinge geschehen.
- Rakel Lenora Fløttum
- Alva Brynsmo Ramstad
- Sam Ashraf
- Mina Bremseth Asheim
- Ellen Dorrit Petersen
- Morten Svartveit
- Kadra Yusuf
- Lisa Tønne
- Irina Eidsvold Tøien
- als
- als
- als
- als
- als
- als
- als
- als
- als
- Ida
- Anna
- Ben
- Aisha
- Ida & Annas Mutter
- Ida & Annas Vater
- Aishas Mutter
- Bens Mutter
- Lege
- Regie
Eskil Vogt - Drehbuch
Eskil Vogt - Studios
Mer Film
Det Danske Filminstitut
Svenska Filminstitutet
Norsk Filminstitutt
Protagonist Pictures
- Musik
Pessi Levanto - Vertrieb
IFC Midnight
Selten habe ich einen Film gesehen, bei dem ich derart hoffte, dass die nächste Szene nicht noch mehr eskaliert. Dieses Unwohlsein, welches The Innocents bis zum Ende begleitet wurde hier gekonnt umgesetzt und die Kinderschauspieler*innen sind durchs Band hinweg das beste, was ich je gesehen habe. Wo Steven Spielberg geflissentlich mit nur einem Kind scheitert, weil es hauptsächlich nervt, bekommen wir es in diesem Film gleich mit vier Kindern zu tun. Und diese liefern eine unglaubliche Performance ab.
Inhalt
In einer Wohnsiedlung des Mittelstandes zieht eine vierköpfige Familie ein. Die siebenjährige Ida ist ein gewieftes, aber nicht neunmalkluges Mädchen, welche gefühlt stets die zweite Geige neben ihrer elfjährigen autistischen Schwester spielt. Die Eltern kümmern sich hauptsächlich um Anna, während Ida weitestgehend auf sich gestellt ist. Schon bald freundet sich Ida mit dem Nachbarsjungen Ben an. Zusammen tun sie, was Kinder in ihrem Alter tun. Sie erkunden die Welt und die moralisch-ethischen Grenzen. Dies führt bereits anfangs des Filmes zu einer schwer ertragbaren Szene und wirft die gewohnten Sehgewohnheiten auf den Kopf. Mit diesem Brainfuck steigt das Ungemach in den Köpfen der Zuschauer*innen, wenn sich eines der Kinder auf etwas konzentriert. Hierbei geschehen Dinge, welche erwachsene Menschen vor Schreck erstarren lassen würden, aber Regisseur und Drehbuchautor Eskil Vogt hat verstanden, dass Kinder auf Neues anders reagieren. Mit Neugier gehen sie auf die Dinge zu, welche sie noch nicht erklären können. Es wird immer klarer, wohin die Reise führt. Die Kinder besitzen telekinetische Fähigkeiten. Was spielerisch beginnt, entwickelt sich zunehmend in eine ernste und bedrohliche Richtung. Aisha, welche sich sofort mit Anna versteht und ihr wortwörtlich eine Stimme verleiht, bemerkt als Erste, dass sich die Dinge in die falsche Richtung bewegen.
Vogt baut hier gekonnt soziale Brennpunkte ein, ohne diese grossartig zu kommentieren. Er erzählt die Geschichten der vier unterschiedlichen Kinder aus deren Perspektive und lässt die Erwachsenen nur rein, wenn dies absolut notwendig ist.
Die Handlungen der Kinder sind ebenfalls mit Liebe zum Detail umgesetzt. Neckereien unter Geschwistern, welche die Konsequenzen ihres Tuns noch nicht abschätzen können, bis hin zu Kleinigkeiten, wie Klettverschlüsse und dreckige Fingernägel.
Was mich an dem Film am meisten faszinierte, ist der Fokus auf Ida, welche als einzige keine Kräfte zu besitzen scheint. Das ist wahrlich mutiges Storytelling, wenn in einem übersättigten Superheld*innen Markt das vermeintlich schwächste Glied den Mittelpunkt stellt. Wer möchte schon die Geschichte von Lois Lane sehen, in der Superman als Gimmick dient? In The Innocents funktioniert dies wunderbar, weil Ida, gespielt von Rakel Lenora Fløttum, für ihr Alter eine Wahnsinnsleistung abliefert. Wie eingangs erwähnt, gilt dies aber für alle Darsteller*innen.
The Innocents ist ein ruhiges Ausnahmewerk in der ansonsten pompösen Kinolandschaft der heutigen Zeit. Die Horrorelemente eskalieren auf einer Stufe, welche gewollt vorhersehbar sind. Dies mag bei vielen Filmen stören, hier ergibt dies aber Sinn, weil sich die Kinder in einer Findungsphase befinden und selbst grausamste Dinge der Neugier untergeordnet sind.